Echinacea purpurea - wenn mal wieder alles gegen Dich ist
Echinacea purpurea - der rote Sonnenhut - kennen tun wir sie alle, bei vielen steht sie im Garten. Aber zugegeben: Wer weiß was Genaues?
Echinacea purpurea, ein Sonnenhut und zur der Familie der Asteraceaen gehörend, ist beheimatet im Osten Nordamerikas, und genau wie die anderen Sonnenhüte wurde es schon sehr lange von den dortigen Ureinwohnern als Medizin eingesetzt. Homöopathisch ist es weitgehend unbekannt. Es werden vor allem Präparate aus Pflanzenauszügen, Presssäfte und Urtinkturen eingesetzt.
In der homöopathischen Materia medica ist meist nur Echinacea angustofolia (Echinacea rudbeckia) beschrieben, beheimatet im Westen Nordamerikas und ein effektives homöopathisches Mittel bei schweren septischen oder weit fortgeschrittenen Infektionen, bei Abszessen und bekannt für seine Wirkung z.B. bei Bissen giftiger Tiere.
Wenn wir hören Asteraceaen/Korbblütler, denken wir natürlich sofort an unsere großen sogenannten Verletzungs-, Schmerz- und Schockmittel: Arnica, Bellis perennis, Calendula, Millefolium, Chamomilla. Immer geht es um Verletzung, Schmerzempfindlichkeit, offene Wunden, Operationsfolgen, Prellungen, schlecht oder nicht heilende Wunden, Verletzung tief liegender Gewebe. Vordergründig geht es darum bei Echinacea nicht bzw. ist es dafür in der Homöopathie nicht so bekannt.
Die Erfolgsgeschichte von Echinacea hierzulande beginnt viel später:
Ich erinnere mich an die 1980er Jahre, als es einen regelrechten Boom um Echinacea purpurea gab. Fast jede Apotheke hatte einen Aufsteller im Schaufenster, in jeder Frauenzeitschrift wurde dafür geworben. Gefühlt alle nahmen Echinacea, teilweise über den gesamten Winter, um Infekten vorzubeugen, v.a. Atemwegsinfekten und Blasenentzündungen - aber nur einige profitierten davon.
Dazu passt, dass die Studienlage bis heute sehr widersprüchlich ist. Es gibt keine eindeutigen Ergebnisse. Man weiß nur, dass Echinacea bei einigen Menschen das Immunsystem anscheinend stimuliert und Infekte verhindert, bei anderen nicht.
Bei den Menschen, bei denen es funktioniert, unterstützt Echinacea vermutlich bestimmte Enzyme dabei, Bakterien und Viren zu hemmen bzw. abzutöten. Es steigert die Phagozytose und fördert die Granulation.
Aber warum funktioniert das nicht bei jedem?
Für uns Heilpraktikerinnen/Homöopathinnen/Naturheilkundlerinnen liegt die Antwort auf der Hand, für die Studienlage ist sie immer ein Handicap: Nicht alles funktioniert bei jedem. Denn die eingesetzten Mittel sollten nach individuellen Gesichtspunkten ausgewählt werden - nicht nur in der Homöopathie, sondern auch in der Naturheilkunde. Und dieser Aspekt kommt bei den meisten Studien einfach zu kurz. Und dann heißt es: "... konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden..."
Im Kompendium der Fa. CERES überschreibt Dr. Roger Kalbermatten das Wesen der Echinacea purpurea mit
Abschirmung, Abgrenzung, Schutzhaut, und weiter: Es ist das Wesen von Echinacea, uns mit einer Schutzhaut, einem Schild zu beschirmen, an dem potentielle Konfliktauslöser abprallen können.
Bei einem Infekt spielen ja meist drei Dinge eine Rolle, erstens der Erreger, zweitens das Milieu und drittens die psychische Ausgangslage, das psychische Milieu sozusagen. Unser Immunsystem fängt an zu schwächeln, wenn wir es mit einer schwächenden Konfliktsituation zu tun haben (es gibt ja auch die stärkenden), wenn also die psychische Ausgangslage geschwächt ist. Und dann reicht oft nur ein kleiner Auslöser, eine Kältedisposition, eine zu kurze Nacht, ein Streit, ein Glas Rotwein zu viel, Ärger oder eine Phase der Überarbeitung aus, um dem Erreger die Möglichkeit zu bieten, sich krankmachend zu vermehren oder einzunisten.
Aber wie kann ich erkennen, ob Echinacea purpurea das Mittel der Wahl ist? Und nicht zum Beispiel das homöopathische Mittel Nux vomica, ebenfalls ein Mittel, das häufig in Konfliktsituationen zu Infekten neigt.
Differenzialdiagnose Nux vomica – Echinacea
Nux-vomica ist selbst gereizt, verärgert, gestresst und vor allem genervt. Und es teilt aus dabei, hat keine Scheu, das Umfeld seinen Ärger und Unmut spüren zu lassen, dass ihm zum Beispiel alles zu viel ist, immer muss man alles selbst machen, weil es sonst sowieso nicht klappt usw. Sogar die Schwiegermutter, die ständig Grenzen überschreitet, muss man selbst in die Schranken weisen, weil es ihr Sohn nicht hinbekommt (Achtung Klischee ;-)). Und dann über Nacht kratzt es auf einmal im Hals oder kribbelt in der Nase: Man hat sich was eingefangen. In diesem Falle wehrt Nux vomica ganz häufig den Anfängen und wenn es passt, heilt es auch in späteren Stadien der Erkrankung.
Echinacea purpurea dagegen fühlt sich dem Konflikt eher hilflos ausgeliefert. Es geht um Streit, Stress und Konflikte, die sie eigentlich gar nichts angehen, die aber um sie herum ausgetragen werden - und sie steht dazwischen, daneben, und kriegt alles mit oder ab.
Beispiele aus der Praxis
Ich hatte mal einen Patienten, der im Dezember schon zum dritten Mal in dieser Saison einen heftigen grippalen Infekt hatte, was sehr untypisch für ihn war. Als ich ihn beim dritten Mal etwas genauer befragte, also über seine aktuellen Beschwerden hinaus, berichtete er mir, dass er seit einigen Monaten in einem neuen Büro mit zwei Kollegen saß. Sein Schreibtisch befand sich zwischen denen der beiden Kollegen. Die zwei hatten auch privat viel miteinander zu tun und stritten sich den ganzen Tag über, schickten kleine Sticheleien hin und her und zickten sich gegenseitig an. Für die beiden schien das völlig normal zu sein. Aber mein Patient, der die beiden fast nicht kannte und den ihre Streitereien gar nichts anging, saß direkt in ihrer Schusslinie, es ging alles quasi durch ihn hindurch, jede Verbalattacke, jede spitze Bemerkung. Das belastete ihn sehr, aber er konnte nichts machen, jeder Appell an die beiden verhallte ohne Effekt.
Ich habe ihm empfohlen, jeden Morgen vor und jeden Abend nach der Arbeit 4-5 Tropfen der Echinacea purpurea Urtinktur einzunehmen für zunächst zwei Wochen. Nach einer Pause von ein oder zwei Wochen könne er das wiederholen usw. Zunächst hörte ich nichts mehr von ihm. Als wir im März wegen etwas anderem telefonierten, schilderte er mir begeistert, was passiert war: Erstens war er nicht mehr krank geworden seitdem. Zweitens konnte er die Streitereien der Kollegen seit der Einnahme von Echinacea einfacher ausblenden. Sie prallten an ihm ab (seine Worte). Und drittens hatte er bei seinem Chef durchgesetzt, dass das Büro demnächst umgestellt wird, so dass er nicht mehr zwischen den beiden Streithähnen sitzen würde (die im übrigen gegen die Umgestaltung waren, anscheinend brauchten sie ein Publikum, oder so was wie eine Opferanode für ihre Spielchen, wer weiß).
Das Wesen der Pflanze ist Abschirmung, Eingrenzung, Schutzhaut ... Und genau das hat sie in diesem Fall geleistet. Der Patient war zwar "genervt" von seinen Kollegen, aber nicht im Sinne eines Nux-vomica-Zustandes, nicht im Sinne von Ärger, Zorn, ich mach jetzt mal jemand zur Schnecke, sondern im Sinne von, ich kann mich nicht abschirmen gegen etwas, das mich eigentlich weder etwas angeht noch mich betrifft.
Auch bei Mobbingsituationen konnte ich schon den abschirmenden Effekt von Echinacea purpurea beobachten. Und auch hier konnte sich der Gemobbte nicht nur besser abgrenzen und abschirmen gegen die Attacken, sondern sie versandeten auch nach und nach, vielleicht weil der Gemobbte im abgeschirmten Zustand nicht mehr in Resonanz ging mit den Attacken gegen ihn. Und auch hier ist es ja so, dass Mobbing eigentlich nichts oder wenig mit dem Gemobbten zu tun hat, sondern ein Thema oder Problem der Mobbing-Täter ist, auch wenn es auf den ersten Blick anders erscheinen mag.
Echinacea Salbe
Ein weiteres naturheilkundliches Arzneimittel auf Echinaceabasis, auf das ich seit über 30 Jahren nicht mehr verzichten möchte, ist Echinacea-Salbe zur Förderung der Wundheilung. Es gibt verschiedene Präparate, die einen auf der Basis von Echinacea purpurea, andere auf der Basis von Echinacea angustofolia. Das Präparat, das ich lange genutzt habe, war auf der Basis von Echinacea angustofolia, ist aber leider vor ein paar Jahren vom Markt genommen worden. Zu den noch erhältlichen Alternativen verschiedener Hersteller kann ich mir noch kein abschließendes Urteil erlauben, die bisherigen Berichte meiner Patientinnen sind jedoch ebenfalls sehr positiv.
Echinacea-Salbe ist meiner Erfahrung nach die mit Abstand beste Wundsalbe, die ich kenne. Selbst Wunden, die schon eitern (hier arbeite ich zunächst mit Calendula-Urtinktur vor), Wunden, die sich entzünden, Dellwarzen usw. reagieren und heilen zuverlässig, extrem schnell, ohne Narben zu hinterlassen.
Echinacea-Salbe gehört meiner Meinung nach in jede Hausapotheke!
Fazit
Eingangs sagte ich, vordergründig sei das Thema Verletzung bei Echinacea nicht so prominent, wie man es von den anderen Asteraceaen kennt. Wie man nun sieht, geht es auf den zweiten Blick aber dann doch um Verletzung, einmal bei Echinacea purpurea um die Verletzung der emotionalen/psychischen Schutzhaut, unseres Abwehrschirms gegen Verletzungen auf der psychischen Ebene. Und nimmt man dann noch die äußerliche Wundbehandlung mit Echinacea-Salbe mit hinzu, schließt sich der Kreis zu den anderen Asteraceaen vollständig.