Ein Mittel aus der Schatztruhe: Pyrogenium
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Pyrogenium ist ein Mittel, das vielen von uns leicht durch die Lappen geht. Gründe dafür gibt es mehrere. Zum Beispiel kommt Pyrogenium in der Ausbildung nicht oder nur am Rande vor, oder man hat einen diffusen Respekt vor dem Mittel: Weil es für so "heftige + gefährliche" Zustände angezeigt sein kann, denkt man ja als Anfänger leicht, das Mittel selbst sei heftig + gefährlich, wenn man es anwendet. Und gar nicht selten werden leider auch ihre eigenen Ängste oder Unsicherheiten von den Dozent:innen auf die Studierenden übertragen und so vervielfacht. Wir können hier nur dazu ermuntern, sich an die allgemeingültige Weisheit zu halten, dass Angst immer ein schlechter Ratgeber ist ...
Pyrogenium ist potenziertes mageres Rindfleisch, das zwei Wochen lang der (englischen) Sonne ausgesetzt wurde und in Verwesung übergegangen ist. Manchmal ist es auch potenzierter Eiter. Beides ist in seiner Wirkung nicht oder kaum zu unterscheiden.
Nosode oder Sarkode?
Im Falle von septischem Eiter wäre es eindeutig eine Nosode. Aber was ist es, wenn es - wie überwiegend - aus "verfaultem" Rindfleisch hergestellt wurde? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Es ist tierisch (Ochsenfleisch), an sich nicht pathogen, aber dadurch, dass es in Zrsetzung übergegangen ist, pathogen geworden, aber keine Ausscheidung eines kranken Menschen. Die Entscheidung ist also nicht einfach, für die Verschreibung aber auch nicht notwendig.
Was bedeutet Pyrogenium eigentlich?
Pyro- kennen wir als Wortteil von z.B. Pyrotechnik oder Pyromanie. Es leitet sich ab vom altgriechischen πῦρ pŷr „Feuer“ und γεννάειν gennáein „erzeugen“. Ich würde es übersetzen mit "Entzündung (oder Feuer für Fieber) erzeugender Stoff" oder "entzündlich wirkender Stoff".
Das Sensationelle an der Idee der Arzneimittelprüfung von Pyrogenium
Ignaz Semmelweis veröffentlichte 1861 das Buch „Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers". Seine Theorie brauchte dann eine Weile, um sich durchzusetzen. Die Geschichte kennen wir.
Einige Jahre später schlug John Drysdale vor, Pyrogenium zu prüfen. John Burdon Sanderson wiedersprach zunächst: Nur Stoffe, die Bakterien enthielten oder eine Neigung zu deren Produktion hätten, seien in der Lage, Pyrexie, also einen Fieberanfall, auszulösen. 1880 bewies John Burdon Sanderson dann jedoch in Tierversuchen, dass septische Zustände auch durch verdorbenes Eiweiß auslösbar sind. Daraufhin stellte John Drysdale eine Tinktur her, die er Pyrexin nannte - andere nannten sie Sepsin - und begann, sie einzusetzen. Pyrogenium war geboren. Danke John Drysdale!
Ich finde es ist immer wieder interessant, in der Medizingeschichte die Synchronizität von schulmedizinischer und homöopathischer Forschung zu beobachten und die oft fast parallel laufenden Versuche, der gleichen Erkrankungen Herr zu werden.
Einsatz von Pyrogenium in den frühen Jahren
Das Mittel setzte sich schnell durch, wurde zunächst als Tinktur oder Niedrigpotenz (C 6) benutzt (Burnett, Swan, Clarke, Drysdale ...) Swan stellte wahrscheinlich die ersten Hochpotenzen her. 1888 veröffentlichte Burnett seine Erfahrungen, und ab da nahm die Verwendung von Pyrogenium unter Homöopath:innen richtig Fahrt auf, v.a. auch in den USA (Swan, Yingling, Allen, Dillingham).
Besonders häufig wurde Pyrogenium damals nach chirurgischen Eingriffen eingesetzt, wenn sich im Bereich der Wunde eine Sepsis entwickelte.
Swan potenzierte irgendwann septischen Eiter, prüfte und setzte ihn ein und stellte fest, dass es kaum Unterschiede zu dem Mittel aus Ochsenfleisch gab.
Wann kommt Pyrogenium heute zum Einsatz?
Ein Pyrogeniumzustand ist nach allem, was wir bisher wissen, nicht hereditär, sondern immer erworben. Philip Zippermayr charakterisiert einen Pyrogeniumzustand so: "durch fremde Aggression - Infektion, Vergiftung, Ideen - aus dem Lot geraten; Strategie: Kampf um die Kontrolle, Sein oder Nichtsein." (Zippermayr, MM der Motive)
Veterinärhomöopathie
Häufiger als in der Humanhomöopathie wird Pyrogenium heute in der Veterinärmedizin verordnet. Ein Grund dafür ist, dass in der Humanmedizin heute selten Entzündungen erst in einem späten Stadium diagnostiziert werden. Außerdem ist der Hygienestandard sowohl im Alltag als auch in der Medizin heute natürlich sehr viel höher als im 19. Jahrhundert, so dass es seltener zu z.B. Wundinfektionen kommt.
Indikationen in der Veterinärmedizin:
Alles Bakterielle mit Gefahr zur Sepsis, Mastitis, Metritis. Abszesse der Eierstöcke, Bauchfellentzündungen, Sekandärinfektionen bei Viruserkrankungen, "nie wieder gut seit Sepsis", Phlegmone, Bissverletzungen, Darmentzündungen, Durchfall, Fieber, Klauenverletzungen...
Humanhomöopathie
Rezidivierendes Geschehen oder schlechte, nicht vollständiger Ausheilung nach wiederholter Antibiose; schwere Influenzaverläufe; schwere (eitrige) Entzündungen (fast) jeden Organs, auch Knochen; für AB schwer zugängliche Zahnwurzelentzündungen/-granulome; nie wieder Wohlbefinden seit einer schweren Infektion; (wiederkehrende) Abszesse und hartnäckige Geschwüre; sich schnell entwickelnder Dukubitus; chronische Entzündungen und Ulzerationen der Därme (M. Crohn, Colitis ulcerosa); Kindbettfieber; Metritis; übel riechende Lochien oder Menstruation; Abszess der Ovarien; Typhus; hartnäckige Ulcera varicosa; Influenza und Pneumonie mit großer Ruhelosigkeit und hohem Fieber; Pankreatitis als Folge einer vorangegangenen Infektionskrankheit; septische Zustände mit Zersetzung des Blutes; septische Halsentzündungen mit extremem Mundgeruch ... und sogar manchmal bei Beschwerden nach Impfung.
DD: Anthracinum, Arsenicum album, Baptisia
Natürlich sind - wie immer - die homöopathischen Prinzipien der Verschreibung zu beachten!!
Pyrogenium in unserer Praxis
Astrid und ich setzen Pyrogenium nicht täglich oder wöchentlich, aber immer wieder erfolgreich ein und könnten nicht mehr darauf verzichten!!
Astrid schwört unter anderem darauf in Fällen von Pyometritis bei Hündinnen, die ja oft lange unerkannt bleibt, wenn es sich um eine geschlossene Pyometra handelt.
Ich selbst hatte einen Fall behandelt von rezidivierender schwerer eitriger Metritis bei einer jungen Frau, die schon mehrfach deshalb notfallmäßig in stationärer Behandlung gewesen war.
Manchmal kam das Mittel zum Einsatz bei der ersten schweren Variante von Covid-19, bei Symptomen nach durchgestandener Erkrankung, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt wurden.
Ein interessanter - und gar nicht so seltener Einsatz - sind rezidivierende tiefe Abszesse oder Furunkel im weiblichen Genitalbereich, die über einen langen Zeitraum vor sich hin schwären und sich bei anderen Verfahren als sehr therapieresistent erweisen.
Pyrogenium hat auch einen starken Bezug zu Zähnen. Man sollte es also auf dem Schirm haben bei lange bestehenden oder immer wiederkehrenden Zahnschmerzen nach Zahnverletzungen oder bei Wurzelentzündungen/-granulomen.
Unschätzbare Dienste erweist es auch bei der Behandlung von chronischen Darmentzündungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), dann in Kombination bzw. abwechselnd mit anderen homöopathischen Arzneimitteln.
Soviel in aller Kürze zu diesem wertvollen Mittel in unserer homöopathischen Schatzkiste
Wir hoffen, wir konnten Euer Interesse wecken und dazu beitragen, dass es im Alltag von Homöopathinnen und Homöopathen in Zukunft wieder die ihm gebührende Aufmerksamkeit erfährt!
Homöopathie ist eine scharfe Waffe im Kampf gegen die verheerendsten Erkrankungen, und Pyrogenium ist ein beeindruckendes Beispiel dafür.