Der Mohn: Eine persönliche Reise & seine homöopathischen Geheimnisse

Kennst du das? Eine bestimmte Lebenssituation verbindet sich in deinem Kopf mit einem ganz speziellen Bild oder einem Gegenstand?

Bei mir ist es der Mohn.

Als Jugendliche zogen meine Eltern und ich in ein neues Zuhause. Es war unser Traum: Unsere Pferde konnten im Garten stehen, wir bekamen Hühner, und um das gesamte Haus zog sich ein Streifen aus leuchtendem roten Mohn. Das Bild ist in mir tief verankert.

Viele Jahre später mussten wir dieses Haus verlassen. Ich zog mit meiner eigenen Familie in unser jetziges Zuhause. Es war ein eher klassischer Dorfgarten, ordentlich, mit Rindenmulch und ein paar akkuraten Pflanzen. Nichts Ungewöhnliches, wie man es in vielen Dörfern sieht. Kein Unkraut, alles sauber – so, wie es die Nachbarn gern haben. 😉

Doch im ersten Frühjahr nach dem Umzug passierte etwas Magisches: Zwischen all der Ordnung entdeckte ich Mohnpflanzen. Fast hätte ich vor Freude geweint. Wie durch ein Wunder schien der Mohn mit uns gezogen zu sein. Seitdem erfreue ich mich jedes Jahr an seinem Anblick, der mir ein Stück des Glücks und des Neuanfangs meiner Jugend zurückbringt.

Um die Romantik ein wenig abzuschwächen: Mit dem Mohn kamen auch viele andere Unkräuter. Unser Garten punktet bei Insekten und Tieren, jedoch nicht bei meiner Nachbarin Agnes, die nur kopfschüttelnd auf ihrem englischen Rasen über die Thujahecke lugt. 😄

Mohn in der Homöopathie

Was viele nicht wissen: Auch in der Homöopathie spielt Mohn eine Rolle, allerdings in einer anderen Form als der klassische Klatschmohn, der in meinem Garten blüht.

Das bekannteste homöopathische Mittel aus Mohn ist Opium. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, sagte dazu: „Der Mohnsaft ist weit schwieriger in seinen Wirkungen zu beurteilen als fast irgendeine andere Arznei.“ Opium ist ein wahres Polychrest und wird vor allem bei Betäubungszuständen und Reizunempfindlichkeit eingesetzt. Es ist Dir sicherlich schon bekannt.

Was ist aber mit dem Klatschmohn (Papaver rhoeas)? In der Homöopathie ist er weniger verbreitet. Dennoch wird ihm nachgesagt, bei Hautreizungen, leichten Verbrennungen und auch bei Krämpfen lindernd zu wirken. Besonders bekannt ist seine beruhigende Wirkung auf den Schlaf. Die Blüten enthalten das Alkaloid Rhoeadin, welches nervöse Unruhe und Schlafstörungen lindern kann.

Ein verborgenes Goldstück: Der Kalifornische Mohn

Ein besonders interessantes Mittel, das ich Dir heute vorstellen möchte, ist der Kalifornische Mohn (Eschscholtzia californica), auch bekannt als Goldmohn. Ursprünglich aus Kalifornien stammend, ist er seit 1903 die Staatsblume dieses Bundesstaates.

Der Kalifornische Mohn wird traditionell bei Schlafstörungen eingesetzt. Bruno Vonarburg beschreibt die Pflanze wunderschön: „Wenn die Sonne morgens aufgeht, öffnet der Goldmohn seine orangeroten Blüten innerhalb von fünf Minuten, und die Felder leuchten wie ein Meer aus Orange. Bei Sonnenuntergang schließen sich die Blüten wieder, und das Meer verwandelt sich in ein graugrünes Feld.“

Diese Eigenschaft, sich mit dem Licht zu öffnen und zu schließen, ist genau das, was vielen Menschen mit Schlafstörungen fehlt – der natürliche Rhythmus von Tag und Nacht.

Homöopathische Wirkung und Anwendung des Kalifornischen Mohns

In der Homöopathie wird der Kalifornische Mohn als beruhigendes Mittel eingesetzt. Besonders bei Schlafproblemen und Nervosität kann er helfen. Auch bei Kindern wird er in den USA bei Schlafstörungen eingesetzt, während er in Frankreich zur Beruhigung bei Nervosität Anwendung findet.

Boericke beschreibt Eschscholtzia als „harmloses Schlafmittel“ und empfiehlt die Anwendung als Urtinktur. Neben seiner beruhigenden Wirkung soll er auch bei Harninkontinenz und Enuresis nocturna, also nächtlichem Einnässen, hilfreich sein. Äußerlich angewendet, wird ihm sogar eine Wirkung gegen Kopfläuse nachgesagt.

Fazit: Ein Schatz der Natur

Der Kalifornische Mohn ist ein Heilmittel, das darauf wartet, von uns Homöopath:innen weiter „entdeckt“ und erforscht zu werden. Seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten machen ihn zu einem interessanten Kandidaten, insbesondere für Menschen mit Schlafstörungen und Nervosität.

Wenn du also das nächste Mal an einem Mohnfeld vorbeigehst, denke daran: Diese zarte Pflanze birgt viele heilende Geheimnisse – sowohl in der Homöopathie als auch in der Naturheilkunde.

Du interessierst Dich für das Thema Schlafstörungen? In unserem Kurs “Schlafstörungen“ beschäftigen wir uns damit, welche homöopathischen Arzneien, NEMs und praktischen Tipps in der Praxis wirklich helfen.

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