Ignoriert: Frauen in der Medizin

Heute widmen wir uns einem unserer Herzensthemen der Wahrnehmung von Frauen in der Medizin. Wir nehmen Dich in das Leben von drei Frauen ohne die unser Gesundheitssystem heute anders aussehen würde.


Trotula von Salerno

Trotula von Salerno, eine bemerkenswerte Medizinerin des 11. Jahrhunderts, war eine wegweisende Persönlichkeit im Bereich der Frauenheilkunde und der Geburtshilfe. Ihre Beiträge zur Medizin waren revolutionär, insbesondere in einer Zeit, in der Frauen in der medizinischen Praxis stark unterrepräsentiert waren.

Trotula verfasste verschiedene Schriften über Frauenkrankheiten, Geburtshilfe und Gesundheitspflege, die bis ins Mittelalter hinein große Anerkennung fanden. Ihr Werk "De passionibus mulierum curandorum" (Über die Leiden der Frauen) ist ein bedeutendes Werk, das nicht nur die Gesundheit von Frauen behandelte, sondern auch praktische Ratschläge zur Behandlung verschiedener Krankheiten bot.

Sie war Expertin für Geburtenkontrolle und stellte schon damals die These aus, dass Unfruchtbarkeit kein rein weibliches Problem ist. 

Bis hierhin klingt es alles toll oder!? Aber eine Geschichtsschreibung, die die Leistungen der Männer als zentral ansah, machte in ihren Verfälschungen und Leugnungen auch vor ihr nicht halt. Zunächst wurden ihre Schriften ihrem Ehemann, dem Arzt Johannes Platearius, zugeschrieben. Sie wurde sogar selbst als Mann bezeichnet: aus Trotula wurde Trottus. Und irgendwann wurde sogar bestritten, dass sie existiert hatte. 

Heute ist sie rehabilitiert: Dass sie existiert hat, ist sicher und ihre Leistungen werden als für ihre Zeit sehr progressiv angesehen. Gut so!

Nettie Stevens

Nettie Stevens wird in der deutschsprachigen Literatur kaum erwähnt, weder in biografischen Werken noch in Sammlungen, die sich auf Frauen oder insbesondere (Natur-)Wissenschaftlerinnen konzentrieren. Dabei war sie eine bedeutende Genetikerin des frühen 20. Jahrhunderts, die bahnbrechende Forschungen zur Vererbung des Geschlechts durchführte. Sie lag sogar vor ihrer Zeit, jedoch wurden ihre Erkenntnisse zu Lebzeiten nicht angemessen anerkannt oder gewürdigt. Die Anerkennung für ihre wegweisenden Arbeiten erhielt letztlich jemand anders: Fast drei Jahrzehnte später erhielt Thomas Hunt Morgan den Nobelpreis für Medizin für seine Forschungen an Chromosomen, die ohne die grundlegenden Arbeiten von Stevens wohl kaum möglich gewesen wären. Es ist bedauerlich, dass Stevens' Beitrag zur Genetik erst posthum die verdiente Anerkennung erfuhr.

Nettie Stevens erforschte bis 1905 die Geschlechtsbestimmung beim Mehlwurm Tenebrio molitor. Sie entdeckte, dass Eizellen stets zehn große Chromosomen enthalten, während Spermienzellen neun große und ein kleines Chromosom haben. Das fertige Individuum besitzt entweder 20 große Chromosomen (weiblich) oder 19 große und ein kleines Chromosom (männlich).

Um diese Beobachtung zu bestätigen, untersuchte Stevens verschiedene Insektenarten und führte dabei die Fruchtfliege Drosophila melanogaster in die genetische Forschung ein. Drosophila wurde später aufgrund ihrer schnellen Generationenfolge und gut erkennbaren Chromosomen zum wichtigen Versuchsobjekt in der Genetik. Obwohl Stevens' Entdeckung oft Thomas Hunt Morgan zugeschrieben wird, wurde er erst durch sie auf die Fruchtfliege aufmerksam.

In ihren Versuchen stellte Stevens fest, dass weibliche Tiere zwei X-Chromosomen besitzen, während männliche ein X- und ein Y-Chromosom haben, auf dem männliche Merkmale festgelegt sind. Das bedeutet, dass nur männliche Lebewesen das männliche Geschlecht an ihre Nachkommen weitergeben. Stevens wies somit erstmals nach, dass Geschlechtsunterschiede über Chromosomen weitervererbt werden können, noch bevor einzelne Gene bekannt waren.

Edmund B. Wilson, damals an ähnlichen Untersuchungen beteiligt, irrte sich anfänglich, da er sich auf die Erforschung von Spermien beschränkte. Ebenso wie McClung war er der Ansicht, dass weibliche Lebewesen ein Chromosom mehr als männliche besitzen. Doch nachdem Nettie Stevens ihre Ergebnisse einreichte, erkannte Wilson seinen Fehler und änderte seine Richtung. Seine Veröffentlichung kam drei Monate vor Stevens heraus, da ihre Publikation verzögert wurde. In der biologischen Literatur werden häufig er und Thomas Hunt Morgan als Pioniere der Chromosomentheorie der Vererbung gefeiert, da Morgan auf Stevens' Arbeit aufbaute und später die Anordnung der Gene auf den Chromosomen entdeckte.

Alice Ball

Alice Augusta Ball wird im Sommer 1892 in Seattle geboren. Sie ist das ungewöhnliche Kind einer ungewöhnlichen Familie: Ihre Eltern und ihr Großvater sind Fotografen. Ihr Vater arbeitet für "The Colored Citizen", die erste Zeitung für schwarze US-Amerikaner. Ihre Familie gehört der afroamerikanischen Mittelschicht ihrer Stadt an. Schon von klein auf beobachtet Alice, wie Fotos aus Dämpfen und Lösungen entstehen. Die Chemie fasziniert sie, und sie erzielt in wissenschaftlichen Fächern stets Bestnoten.

Nach ihrem Schulabschluss studiert Alice Chemie und Pharmazie an der Universität von Washington. Mit nur 22 Jahren veröffentlicht sie ihren ersten wissenschaftlichen Artikel in einem renommierten Journal. Mehrere Universitäten werben um sie, und Alice nimmt ein Stipendium der Universität von Hawaii an.

In Hawaii untersucht Alice die chemischen Eigenschaften alter Heilpflanzen. In ihrer Masterarbeit erforscht sie den Kava-Pfeffer, aus dem ein traditionelles Getränk im Pazifikraum hergestellt wird. Teile der Pflanze werden heute auch in Medikamenten verwendet. Ihre Arbeit macht Alice zur ersten afroamerikanischen Absolventin mit einem Masterabschluss der Universität. Sie wird als Dozentin und Forscherin an der Universität gehalten, um ein bestimmtes Problem zu lösen.

Damals war Lepra ein großes Thema. Die Patienten leiden unter gefühllosen Flecken auf der Haut, die zu späten Erkennung von Verletzungen führen, die oft zu Amputationen führen. Aber schlimmer als die Krankheit ist die Scham: Erkrankte werden aus ihren Gemeinschaften verbannt und isoliert. In Hawaii werden sie sogar verhaftet und auf Molokai isoliert. Zu dieser Zeit ist nicht bekannt, dass Lepra nur schwach ansteckend ist und es kein Heilmittel gibt.

Ein Baum namens Chaulmoogra, dem heilende Eigenschaften zugeschrieben werden, ist schwer zu erforschen. Sein Samenöl ist zu klebrig für Salben oder wird vom Körper nicht aufgenommen. Alice Ball wird um Hilfe gebeten. Sie isoliert eine wirksame Fettsäure aus dem Öl, die gegen die Krankheit wirkt. Ihr entwickeltes Mittel kann die Krankheit nicht heilen, aber ihre Fortschreitung verlangsamen und den Patienten helfen. Leider stirbt Alice jung und ihre Entdeckung bleibt vorerst unerkannt.

Ihre Arbeit wird von Arthur L. Dean, ihrem Betreuer, fortgesetzt und schließlich veröffentlicht, jedoch ohne Alices Beitrag zu erwähnen. Über 80 Jahre nach ihrem Tod wird Alice Ball endlich für ihre Leistung anerkannt. Heute wird die Heilmethode nach ihr benannt: die Ball-Methode.

Drei stellvertretend für ganz viele

Diese drei Pionierinnen stehen stellvertretend für viele andere Frauen, die Großartiges in der Medizin geleistet haben und deren Arbeit über viele Jahre ignoriert oder anderen Männern zugeschrieben wurde. Vielleicht setzen wir diese Reihe bei Gelegenheit fort …


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Parasiten & Würmer - Erkennen & Behandeln

Parasiten in der (homöopathischen) Praxis - auf den ersten Blick kein großes Thema. Bei genauerer Betrachtung aber gibt es in allen Praxen Kinder und Erwachsene, die unter einem Parasitenbefall leiden. Zum Teil akut, zum Teil chronisch und/oder unerkannt.

Wir werden uns mit der Frage beschäftigen:

Wie erkenne ich Parasitenbefall, und wie behandle ich ihn?

Neben den vielleicht schon bekannten homöopathischen Arzneien werden auch diverse Naturheilverfahren vorgestellt, die die Behandlung effektiv unterstützen können. Und es wird natürlich um die Einordnung einer Parasitose in den Gesamtkontext einer homöopathischen Behandlung gehen – Stichwort Miasma.

Durch meine Arbeit als Heilpraktikerin für Menschen und Tiere spielen in meiner Praxis Parasiten schon immer eine große Rolle. Gerade das Thema selektive Wurmprophylaxe wird im Veterinärbereich immer wichtiger und führt zur aktiven Auseinandersetzung mit der parasitären Behandlung und Prävention.

Kundenstimme nach dem Seminar:

"Ja, es war wieder sehr informativ und wissenswert! Da habe ich doch gleich ein paar sehr dünne Kinder aus meiner Praxis im Auge, die nicht richtig gedeihen trotz guter Nahrungsaufnahme. Mal schauen.. Auf jeden Fall herzlichen Dank an euch beide!"

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Pulsatilla - Archetyp oder Chamäleon?

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Offenes vs. Statisches Mindset: Wie beeinflusst das dich als Homöopath:in?