Aristolochia - warum wirst Du immer vergessen?

Aristolochia clematitis, die Gemeine Osterluzei, ist ein Mittel, das wir möglicherweise zu selten auf dem Schirm haben - ein sogenanntes kleines Mittel.
Und das war es anscheinend schon immer. Es ist also kein “vergessenes” Mittel. Selbst in den MM von Boericke, Alan, Tyler, Clarke ... wird es nicht erwähnt.

Aber ist es wirklich ein so kleines Mittel? Ich befürchte, die Antwort ist "Nein". 

Wenn man sich Aristolochia clematitis z.B. in der MM von James Stephenson durchliest, bekommt man nämlich einen völlig anderen Eindruck. (Leider ist diese MM nur noch antiquarisch und nur in Englisch erhältlich, bevor Du jetzt anfängst zu suchen ...)

Und ich finde, es passt ganz hervorragend in die heutige Zeit.

Die volkstümlichen Namen lassen schon erahnen, wo die Reise hingehen könnte: 

Birthroot, Donnerwurzel, Wolfskraut, Bettlerskraut, Bruchwurzel, Alte Frau halt Wort ...

Was man als erstes auf dem Schirm haben sollte:

Aristolochia kann Pulsatilla zum Verwechseln ähnlich sehen. Ein Großteil der Beschwerden dreht sich um Menstruation, Schwangerschaft und Geburt, Pubertät, Wechseljahre, hormonelle Dysbalancen, Blasenbeschwerden usw.

Es kann Amenorrhö genauso haben wie zu starke oder zu schwache Menstruation, zu früh oder zu spät …

Schlaflosigkeit vor der Menstruation weist auf Aristolochia hin.

  • Beschwerden der Ovarien

  • Vaginitis

  • PMS

  • Viele Harnwegsinfekte und -reizungen sind beschrieben

  • Bettnässen (z.B. bei Kindern/Mädchen mit älteren dominanten/frechen Geschwistern)

  • Übelriechende Leukorrhö

  • unerfüllter Kinderwunsch, Fehlgeburten, Scheinschwangerschaften

  • Depressionen von Frauen in der Menopause (z.B. weil ihr Kinderwunsch nicht in Erfüllung gegangen ist)

  • Menopausale Arthritis(!!)

  • Bei Männern kann es Prostatitis heilen (DD Puls ...)

  • Krampfadern, Venenentzündungen (Ham ...)

Aber es kann auch bei Colitis angezeigt sein, wenn Diarrhö mit Tenesmus besteht und das Gefühl, nie fertig zu sein. Dann kann es aussehen wie Mercurius.

Stephenson beschreibt es auch als mächtiges Mittel bei infizierten Wunden und Blasen, die durch mechanische Reizung entstanden sind. Nach seiner Erfahrung ist das Mittel in diesen Fällen sogar wirkungsvoller oder häufiger angezeigt als Calendula.

Vielleicht sollten wir es auch öfter auf dem Schirm haben bei den in den letzten Jahren gehäuft auftretenden merkwürdigen und häufig schwierig zu therapierenden Dermatitiden und Ekzemen, bei Hautinfektionen, teilweise einhergehend mit Ulzeration. Stephenson jedenfalls schwor darauf.

Die Gemütssymptome erinnern häufig auch an Sepia. Dazu würde passen, dass Aristolochia auch bei Nebenhöhlenproblemen passt.

Manchmal schimmert bei Aristolochia auch ein bisschen Ignatia durch. Ein gewisses hysterisches Element scheint durchaus enthalten zu sein.

Wir finden stark und schnell schwankende Launen, extrem wechselnde Stimmungen von tiefster Depression zu Hochgefühlen, (etwas gezwungen wirkende) Fröhlichkeit. Oder abwechselnd extreme Extro- und Introvertiertheit.

Aristolochia nimmt sich immer zu viel vor, verspricht vieles, schafft dann nicht alles oder vergisst viel, findet es aber nicht so schlimm. Kann dadurch ein bisschen unverbindlich wirken oder als wenn es sich vor einer Verantwortung drückt oder chaotisch ...

Trost bessert nicht (wie bei Puls), verschlimmert aber auch nicht (wie bei Sep).

Ansonsten ähneln die Modalitäten eher Pulsatilla.

Ich könnte fast wetten, dass Dir - während Du das gelesen hast - jemand eingefallen ist, bei dem oder besser gesagt, bei der das Mittel passen könnte? 😉

Viel Erfolg!

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Dazu passt unser Webinar Wechseljahre .

Muss man als Homöopathin ein Seminar zum Thema Wechseljahre geben - oder daran teilnehmen?

Was körperlich da abläuft, ist doch klar! Und die Symptome findet man schließlich in jedem Repertorium.

Die Antwort ist unserer Meinung nach ein klares Ja!

Erstens ist unser Wissen über diese Zeit von einer überwiegend männlichen Ärzteschaft geprägt – einschließlich unserer Arzneimittellehren und Repertorien. Daher geistern immer noch viele Klischees und Halbwahrheiten herum. Von der „Hysterie“ bis zum scheinbar nicht auszumerzenden Begriff „Östrogenmangel“.


Zweitens: Wenn man sich fragt, warum Wechseljahresbeschwerden eigentlich überwiegend in Europa und Nordamerika bekannt sind, wird man sich schnell der historischen und gesellschaftlichen Dimension des Themas bewusst. In Kulturen, wo der Status einer Frau mit dem Ende ihrer „reproduktiven Phase“ wächst, wie im traditionellen Japan oder in vielen afrikanischen Kulturen, sind Wechseljahresbeschwerden unbekannt. Die Zeit der biologischen Mutterschaft endet. Dafür beginnt eine Phase der geistigen Mutterschaft. Und für diese Phase sind Botox oder synthetische Hormone als Hilfsmittel nicht nur völlig ungeeignet, sondern auch komplett nutzlos.

Drittens: Neben den üblichen Verdächtigen wie Schlafstörungen, Hitzewallungen und depressiven Verstimmungen gibt es dann noch das große Thema Libido und Sexualität!

Woran liegt es, dass es „untenrum“ nicht mehr flutscht? An der Beziehung? Dass man nicht mehr verliebt ist? Hat man unterwegs einfach seine Libido verloren (und ist also selber schuld)? Oder ist die Vagina zu trocken und der Sex schmerzhaft und nicht besonders lustvoll wegen der hormonellen Umstellung? Hilft dann östrogenhaltige Creme? Und ist es nicht vielleicht normal, keinen Sex mehr zu haben, wenn man älter wird? …

Wir finden, das ist ein ganz wichtiges Thema, für das es erstaunlicherweise relativ einfache, gute Antworten und Lösungen gibt.

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Offenes vs. Statisches Mindset: Wie beeinflusst das dich als Homöopath:in?

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Symphytum - Brüche des Lebens